Zug oder Leben

Nena

Als der Vorhang fällt, sind viele noch immer vollkommen überwältigt. Beim Publikumsgespräch danach fließen Tränen, als ein Zuschauer der Regisseurin (Saskia Diesing) dafür dankt, die Gefühle seiner eigenen Kindheit so gut zum Ausdruck gebracht zu haben.

Nena (Abbey Hoes) ist ein Mädchen, das sich zum ersten Mal verliebt und voller Leben steckt. Im Gegensatz dazu ihr querschnittsgelähmter Vater (Uwe Ochsenknecht), der nicht mehr weiterleben möchte. Beide müssen irgendwie mit der Situation zurecht kommen.

Dieser Film regt zum Nachdenken an. Auf eine lockere, unterhaltsame Art wird von einer Thematik berichtet, über die viele sich keine Gedanken machen möchten - Sterbehilfe. Vor allem das Ende des Filmes war ungeheuer ausdrucksstark. Es zeigte Nenas Charakterentwicklung, gleichzeitig die Liebe zu ihrem Vater und die unglaublich Charakterstärke, die sie aufwinden musste.

Dadurch, dass man sich an der Deutsch-Niederländischen Grenze befindet, kommt einem die Handlung noch viel näher vor. Mir hat außerdem der Gedanke gefallen, dass sich die Geschichte im Jahre 1989 abspielt. Vater und Tochter sind so verschieden wie DDR und BRD. Dennoch gehören sie zusammen und wollen zusammen bleiben. Die Situation lässt sich natürlich nicht eins zu eins übertragen, allerdings ist die Parallele unbestreitbar, wie zwei Seiten aufeinanderprallen und damit leben müssen.

Durch ungewöhnlich lange Shots bekamen Momente eine ganz andere Bedeutung. Noch intensiver wurden sie dadurch, dass Uwe Ochsenknecht nur sein Gesicht zur Verfügung stand und er dadurch gezwungen war, alle Emotionen über sein Gesicht auszudrücken. Abbey Hoes stand ihm dabei jedoch in nichts nach. Ihre schauspielerische Leistung war herausragend und sie zählt zu Recht zu den Shooting Stars der diesjährigen Berlinale.

Mir gefiel der Kontrast, der durch Vater und Tochter entstanden ist. Nena war zum ersten Mal verliebt. Alle Zuschauer konnten sich in dem Sinne mit ihr und Carlo identifizieren. Sie brachte das Wilde und Lebendige ins Spiel. Ihr Vater indes wollte sterben, hatte es aber bisher noch nie zu Ende bringen können, da ihm nur eine Hand zur Verfügung stand. Doch statt das diese beide Seiten wie ein Quader und ein Loch waren, die einfach nicht zueinander passen, fügten sich die Enden nahtlos zusammen und bildeten somit ein Ganzes, was diesen Film so wunderbar macht.

„Nena“ ist ein wunderbarer Film, der sowohl zum Nachdenken und Diskutieren anregt als auch lustig und unterhaltsam ist. Eine bunte Mischung, die wohl jedem ab einem gewissen Alter zusagt und kaum jemanden unberührt lässt.

08.02.15, Johanna Gosten

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