Lasst das Konfetti fliegen...

„Dorsvloer vol Konfetti“ von Tallulah Hazekamp Schwab ist einer dieser Filme, die die Berlinale zu dem machen, was sie für mich bedeutet. Der Zuschauer lernt eine andere Art zu leben kennen, eine andere Denkweise, und wird vollkommen mitgerissen, taucht in diese andere Welt ein, obwohl sie der unseren doch so fremd ist.

Ein Mädchen mit sechs Brüdern, das in einer streng protestantischen Gemeinde aufwächst. Katelijne (Hendrikje Nieuwerf) versucht, sich in einer Welt, von der wir nur wenig bis gar nichts mitbekommen, durchzusetzen. Doch wird ihr vor allem ihre große Liebe, das Geschichtenerzählen, zum Verhängnis. Ein Film über das Ende einer Kindheit, den Drang sich zu behaupten und die Notwendigkeit, zu sich selbst zu halten.

Bereits zu Anfang wird klar, dass Katelijne das schwarze Schaf der Familie ist. Sie benimmt sich einfach nicht, wie es sich nach Angaben ihrer Eltern für ein Mädchen gehört, und tut Dinge, die für Jungs vorbehalten sind. Ihr bester Freund ist ihr großer Bruder Christiaan (Yannick de Waal), der sie als einziger so richtig zu verstehen scheint.
Das macht es einem sofort leicht, sich in Katelijne hineinzuversetzen, denn wer hat sich schon im Leben noch nie missverstanden gefühlt?

Auch sonst fiel es in diesem Film nicht schwer, einfach abzutauchen. Die Schauspieler wirkten so ehrlich und die Handlung eher unvorhersehbar. Vermutlich hing das auch damit zusammen, dass die Thematik für mich noch relativ neues Gebiet war. Allerdings ging es ebenfalls auf ein einfallsreiches Skript zurück, das nicht allzu viele Stereotype verwendete, sondern vor allem bei den Hauptfiguren wert auf starke Charaktere und Andersartigkeit legte.

Das Kostüm passte perfekt zu Zeit und Umstand der Handlung. Die Mädchen trugen weite, helle Kleidung und stets Röcke. Die Jungs arbeitstaugliche und bequeme Klamotten. Alle waren jedoch schick gekleidet und liefen vor allem in feinster Weise anzüglich durch die Gegend.
Das Setting, ein kleines Dorf in den Niederlanden, war ein überaus authentischer Drehort und vor allem die Getreidefelder sorgten für stimmungsvolle Bilder. Es war diese eine Konstante, die trotz Katelijnes Erlebnissen immer erhalten blieb. Nehme man beispielsweise die Szene im Kornfeld, in der Kat und Christiaan glücklich „Kanada“ schreien im Vergleich zu dem Moment, in dem Christiaan sich verzweifelt vor seiner Familie versteckte.

Der Soundtrack hat mich einfach nur umgehauen. Er untermalte die traurigen Szenen, drückte an anderen Stellen Katelijnes Lebensfreude aus und sorgte für eine vollkommene Atmosphäre. Er füllte die wenigen Lücken, die es in diesem Film noch zu füllen gab und rundete das Endergebnis ab.

Mir hat auch das Motiv Konfetti ausgesprochen gut gefallen. Sowohl Katelijnes harte Arbeit wurde dadurch zum Ausdruck gebracht als auch der Befreiungsschlag am Ende, sowie das Ende ihrer Kindheit. Es wurde so viel durch bloßes Konfetti zum Ausdruck gebracht - es war unglaublich.

Ich bin einfach nur Hin und Weg. Bei diesem Film hat für mich von vorne bis hinten alles gestimmt. Konfetti Ernte empfehle ich jedem Berlinalegänger, ob groß oder kleine, Neuling oder alter Hase. Ob nun Unterhaltung oder Emotion gefragt wird, gute schauspielerische Leistung oder interessanter Hintergrund - this movie has it all! Mein derzeitiger Favorit.

07.02.15, Johanna Gosten

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