Coming of age - Träume werden wahr

Es ist jetzt schon eine weile her, dass die 65. Berlinale zuende ist. Ein paar Filme, Momente und Erlebnisse spuken mir immernoch im Kopf herum. Von einem Erlebnis will ich jetzt noch berichten.

Schon im Programm hatte ich mir diesen Film angekreuzt: Coming of age - ein Dokumentarfilm über Jugendliche in dem Dorf Ha Sekake in Lesotho (süd Afrika). Was mir besonders an diesem Dokumentarfilm gefallen hat ist, dass auf das typische Frage-Anwort Prinzip verzichtet wird. Die Landschaft und der Einblick in das Leben der Jugendlichen haben mich sehr beeindruckt. Nach dem Screening bereue ich es kein bisschen, dass ich schon im Vorraus ein Interview mit dem Team von Coming of age vereinbart habe.
Einen Tag später treffe mich mit dem Regiesseur Teboho Edkins und den beiden Hauptdarstellern Lefa und Senate in der Lounge des CinemaxX.  

Wie ist es für euch euer Leben mit dem Publikum zu teilen? frage ich .
Lefa:Ich finde es „great”. Der Film zeigt, dass wir so denken wie andere Teenager, obwohl wir in einem kleinen Dorf in Afrika leben.  

Erzählt mir doch etwas über eure Schulen!
Wir gehen auf zwei unterschiedliche Schulen, aber beide sind Mädchenschulen.  
Und was sind deine Lieblingsfächer Lefa?
Ich mag alle Fächer. Naja, mein Lehrer sagt ich muss Mathe lernen...Manche Lehrer sind streng. Aber ich weiß: If I hate them im gonna fade them.  

Die beiden haben noch ungefähr 3 Jahre in der Schule. Und was wollt ihr machen, wenn ihr fertig seid?
Lefa: Ich will gerne in Berlin Studieren.
Senate: Als erstes will ich in einer größeren Stadt in Lesoto studieren und danach hoffentlich im Ausland.  

Wenn du hier in Berlin mit dem Studium fertig wärst, würdest du danach zurück in dein Dorf  (Ha Sekake) reisen um dort zu leben?
Nein ich will nicht in meinem Dorf leben, aber ich will immer zurück kommen und meine Familie besuchen.  

Aber welche Jobs würde man kriegen können, wenn man in dem Dorf bleiben würde?
Wenn es mehr Leute geben würde, die die Jugendlichen unterstützen würden sicher auch mehr Jugendliche im Dorf bleiben. Das kommt drauf an, wenn du ”knowlege” hast kannst du vielleicht dein eigenes Projekt entwickeln, dann bekommst du vielleicht Hilfe. Samatha: Als Lehrerin bekommt man einen Job!  

Teboho Edkins fragte mich ob er den beiden Mädchen auch eine Frage stellen darf, ja klar! 
Was bedeutet dieser Film für euch?
Jeder Mensch hat seine Träume, wir sind unterschiedlich - weißt du – der Junge wollte gerne der „head boy“ werden, er hat dafür gekämpft und sein Ziel erreicht. Unser Traum war es in bessere Schulen zu kommen und das haben wir geschafft. Deshalb zeigt dieser Film, dass man seine Ziele erreichen kann, natürlich kommt es auch darauf an wie stark die Familie ist und so... Aber trotzdem!

Wenn ihr einen Film machen dürftet, wovon sollte der Film dann handeln?
Ich würde gerne zeigen, dass Ha Sekake ein guter Ort ist. Etwas über unsere Kultur, zeigen, dass wir sehr stolz auf unsere Kultur sind.

Teboho wie war es für dich die Stadt zu sehen? Lächelt Ich habe von 2-8 und von 14-17 in Lesotho gelebt. Ich bin in Lesotho aufgewachsen. Jetzt studiere ich in Berlin.

Wird der Film in Ha Sekake gezeigt?
Ja, wir machen ein kleines Screening. Dann werden sich die beiden Mädchen und der Hirtenjunge auch zum ersten Mal treffen. Es wohnen 2000 Leute in der Stadt und die Mädchen und der Junge sind aus zwei unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, sie haben wenig miteinander zu tun.

Das war nur ein kleinen Ausschnitt aus dem laaangen Gespräch das ich mit dem Team von Coming of age geführt habe. Mir wird dieser Film und dieses Interview noch lange im Gedächnis bleiben.
28.02.15, Liv Thastum

Mein Beat oder Magische Momente und ein paar Tränen

Wenn ich daran denke, dass ich diesen Film fast nicht gesehen hätte werde ich echt traurig. Mein letzter Film bei der 65. Berlinale hat mich tief bewegt.

Jeder der davon träumt etwas mit Musik zu machen, wird von diesem Film gefesselt sein. Ich habe alles um mich rum vergessen und bin eingetaucht in diese Geschichte. Schauspieler, Kamera und besonders die Musik haben mich fasziniert. Für mich hat dieser Film etwas ganz unikes.

Ich träume schon lange davon später etwas mit Film und Musik zu machen, deshalb hat dieser Film mich so sehr angesprochen. Ich sitze 91 Minuten wie gebannt im Kinosessel. Und dann beim Q and A passiert das unglaubliche: ein Mädchen im Publikum fragt ob Nichlas Galitzine uns etwas vorsingen kann. Und.... Er tut es! Und ich sitze da in meinem Kinosessel und heule. In diesem Augenblick verkörpert dieses Lied all meine Träume und wünsche.

Dieser Film hat mir gesagt: gib nicht auf! Glaub an dich! Dafür bin ich unglaublich dankbar. Ich werde diesen Film nicht vergessen. Genau das Sage ich auch zu Nicholas Galitzine als ich den Kinosaal verlasse. Ein paar kurze magische Momente und wir verabschieden uns mit einem "keep on going" Ein besseren Abschluss der 65. Berlinale hätte ich mir nicht vorstellen können.
18.02.15, Liv Thastum

Das Mädchen, welches kämpft

"Mina Walking" ist mit einer Dauer von 125 Minuten ein relativ langer Film. Er zeigt das Leben von Mina, welche mit ihrem Vater und dem Großvater in Kabul lebt. Die Mutter von den Taliban getötet, der Vater drogenabhängig, der Großvater krank und Mina? - Mina muss versuchen, genug Geld zu verdienen, um drei Menschen zu ernähren. Aber sie geht gleichzeitig auch zur Schule, was ihr Vater so gar nicht versteht. Mina verkauft Sachen, welche sie von Rashid bekommt. Rashid, ein junger Mann, hatte ihr eigentlich versprochen, ihrem Vater keine Drogen mehr zu verkaufen, doch er hält sich nicht dran. Und so kommt es, dass Mina eines Tages zur Polizei geht und berichtet, sie habe einen mutmaßlichen Selbstmordattentäter gesehen, welcher Rashid heiße. Am Abend, als Mina nach Hause kommt, wartet ihr Vater auf sie und schreit sie an - die Polizei habe mehrmals auf Rashid geschossen und ihn so "zerlöchert". "Warum?", fragt er sie und versteht einfach nicht, warum sie es getan hat... Im weiteren Verlauf versucht der Vater auch noch, Mina zu verheiraten, mit einem sehr alten Mann! Doch Mina, das willensstarke Mädchen, läuft von zu Hause weg und lässt sich dabei von ihrem Vater nicht aufhalten. Sie kommt auch nicht zurück, aber um welchen Preis ... Wie der Regisseur Yosef Baraki mir nach dem Screening erählte, wird er vielleicht einen weiteren Film über Mina (gespielt von Farzana Nawabi) drehen. Der Film ist interessant und erzählt die Geschichte eines starken Mädchen, die sich bloß etwas in die Länge zieht und ein, meiner Meinung nach, nicht besonders gutes Ende hat. Trotzdem finde ich, dass "Mina Walking" kein schlechter Film ist. Es ist eben ein Film, der sehr real wirkt, obwohl er kein Dokumentarfilm ist. Und trotzdem zeigt er, wie viele Menschen in Afghanistan leben. Durch die zum Teil verdeckten Kameraaufnahmen entstehen sehr dokumentarische Bilder.
23.02.14, Mia

Wir sind wie eine große Familie

An einem für mich etwas ruhigeren Tag hatte ich ein wenig Zeit für ein Interview mit Simon Hofmann, Maryans persönlichem Assistenten. Nach der Schule flitzte ich zum Potsdamer Platz und hielt ein nettes Gespräch mit Simon im Keller des CinemaxX. Klara kam nach etwa zehn Minuten dazu und leistete uns Gesellschaft.

fGR: Wie bist du überhaupt zur Berlinale gekommen?

Simon: Die lange Geschichte oder die kurze?

fGR: Die lange, bitte!

Simon: Ich habe für mich schon relativ früh entdeckt, dass der Film meine große Leidenschaft ist. Ich bin in München groß geworden und habe nach der Schule ein Praktikum bei einer Filmfirma gemacht. Darüber habe ich dann ein paar Kameramänner und Regieassistenten kennengelernt, die mir alle empfohlen haben: geh nach Berlin, da ist die Branche stärker, was ich dann gemacht habe. Ich habe dann als Regieassistent angefangen, war aber gar nicht so glücklich mit der Situation, weil man da doch nur von Projekt zu Projekt rutscht. Also habe ich angefangen zu Kulturwissenschaften zu studieren, der Studiengang hieß Kultur und Technik - eine Mischung aus Kunstwissenschaften, Filmwissenschaften, Philosophie, Psychologie…
Zum Ende meines Studiums habe ich an einer Studie gearbeitet, die die Wahrnehmung von Kindern bezüglich 2D und 3D verglichen hat. Ich glaube, dieses ganze Paket mit am-Set-Arbeiten, aber auch auf theoretischer Ebene mit der Uni, die ganze Beschäftigung mit Film, mit der ganzen Branche an sich, das war dann mein Grundgerüst, mit dem ich zur Berlinale gegangen bin, nachdem ich mich hier einfach mal beworben hab. Das war letztes Jahr für das Sichtungspraktikum bei Generation. Das hat echt Spaß gemacht und war eine wahnsinnig neue Welt für mich. Gerade beim Sichtungspraktikum bekommt man ganz viele Filme zu sehen, die ganzen Einreichungen. Wir haben ja auch dieses Jahr fast 1200 Kurzfilme und 600 Langfilme gehabt. Man bekommt einen Großteil eben auch zu sehen. Das ist ein wahnsinnig tolles Fenster in die Filmwelt.
Maryan und Florian haben auch gleich meine Euphorie gespürt, ich war glücklich dabei zu sein. Es war meine erste große Berlinale, bei der ich wirklich dabei war. Das haben sie gemerkt, dass es mir so gut gefällt, und dann kam die große Umstrukturierung, Florian wurde zum Leiter der Berlinale Talents. Dann hieß es, dass neue Aufgaben zu vergeben sind und ein neues Team entsteht. In dem Rahmen hat Maryan mich im März gefragt, ob ich nicht ihre Assistenz werden will.

fGR: War das dann wirklich deine allererste Berlinale, auch als Zuschauer? Oder hast du auch in den vorherigen Jahren schon ein paar Filme gesehen?

Simon: Nein, als Zuschauer war ich natürlich schon öfters hier und hab einige Filme geguckt, auch bei Generation. Ödland zum Beispiel, den hatte auch eine Freundin von mir aus München gemacht. Das ist immer ganze lustig, was man hier auf der Berlinale oder allgemein in dieser Welt immer wieder mitbekommt. Dass sich auf einmal Fäden und Stränge zusammenfinden, von denen man gar nicht geahnt hat, dass sich da Leute kennen. Auf einmal kennt man einen Filmemacher hier und der kennt wiederum den… du weißt, wie es läuft.

fGR: Wie findest du das Generation Team? Du hast ja jetzt beide Teams miterlebt (vor und nach der großen Umstrukturierung), wie gefiel und gefällt dir die Zusammenarbeit, gibt es etwas zu verbessern?

Simon: Was mich letztes Jahr auch sehr von Team überzeugt hat, war die Atmosphäre, besonders bei Generation. Sehr große Wärme und familiäre Stimmung. Bei meinem ersten Arbeitstag ist Florian mir am Aufzug begegnet und wir haben uns gleich in den Arm genommen und Hallo gesagt. So trägt sich das über das ganze Jahr. Man arbeitet sehr intensiv und sehr lang, auch im Praktikum schon und jetzt in der Assistenz umso mehr. Aber dadurch, dass die Stimmung warm und freundlich ist, lässt sich das nicht nur gut ertragen, sondern man steht jeden Tag gerne auf und geht gern hin.
Zu deiner Frage, wie es dieses Jahr ist - es gab natürlich eine gewisse…Nervosität ist vielleicht schon zu viel gesagt, aber man wusste natürlich, dass jetzt ganz neue Aufgaben kommen, die ganz neu aufgeteilt sind - vergisst man auch nichts?
Aber wir haben uns dieses Jahr schon relativ früh getroffen, um unser ganzes Jahr zu strukturieren. Damit sind wir dann mit einem recht guten Gefühl in die Saison gestartet.
Maryan sagt zwar immer „hier sind noch ein paar Aufgaben nicht so ganz zugeteilt, das ist noch nicht ganz klar“ und ich glaube von Seiten des Teams gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten, aber es fühlt sich gut an, es läuft und wir haben bis jetzt eine tolle Berlinale gehabt, die fehlerfrei verlaufen ist mit glücklichen Gästen und ohne große Zwischenfälle. Das ist eigentlich nur eine Bestätigung, dass es auch mit dem neuen Team gut klappt.

fGR: Was sind eigentlich deine Aufgaben während der Berlinale und um die Berlinale herum?

Simon: Von Oktober bis Anfang Januar begleite ich sehr stark den Sichtungsprozess. Dadurch, dass Florian weggefallen ist und Maryan wieder verstärkt für den Wettbewerb sichtet, war die Idee, dass ich ein bisschen das Medium zwischen ihr und dem Sichtungskomitee bin. Das heißt, es gibt Entscheidungen, die im Sichtungskomitee fallen - der Film soll gesehen werden - und ich fange die für Maria auf, bereite sie vor, sorge dafür, dass sie alle zur richtigen Zeit sieht. Wir haben ja auch eine tolle Programmkoordination mit Sebastian und Julia, die dann noch alle möglichen Information zu dem Film recherchieren: wo der lief, ob der in anderen Festivals eingereicht wurde. All diese Information sammeln sich bei mir und ich muss dann sagen „den musst du ganz schnell sehen, nächste Woche muss der sich entscheiden, ob der zur IDFA in Amsterdam geht oder zu anderen Festivals in Schweden“ und bei anderen Filmen weiß man, der hat noch Zeit. Man muss sehr viel mit Zeit haushalten.
Im Januar geht es dann über in die Publikationsphase. Sobald wir unsere Filme ausgewählt haben, kriegen wir von unseren Autoren die Texte über die Filme, die auch in unseren Broschüren und Katalogen sind, und müssen ganz viel redaktionell arbeiten. Texte korrigieren, umschreiben… Das hört sich jetzt nicht nach viel an, aber wir haben eben genau eine Woche Zeit.
Wir haben unsere letzten Entscheidungen am 8./9. Januar getroffen und hatten bis zum 15. Zeit, eine ganze Broschüre zu erstellen oder sogar zwei Broschüren. Das heißt lange Nächte im Büro. Aber auch da hat sich das Team wieder bewiesen. Die Stimmung war gut, alle waren gut drauf und haben sich gefreut, da macht man so etwas gerne.

fGR: Das steigert ja dann auch die Vorfreude auf die Berlinale, oder?

Simon: Das kommt erst etwas später. Sobald die Broschüren und die Kataloge raus sind und die ganzen Korrekturläufe fertig sind, kommt ein kurzes Durchatmen und man begreift, jetzt fängt bald das wirkliche Festival an, was man manchmal in diesem ganzen Prozess auch vergisst, wofür man das eigentlich macht.
Meine Aufgaben gehen dann dazu über, dass ich für Maryan mit dem Assistieren anfange, in dem Sinne, dass ich ihren ganzen Terminplan für das Festival mache. Sie trifft sich mit Filmemachern, Leuten aus der Industrie, geht auf Empfänge von Filminstituten, von Förderungen etc.. Da braucht sie einfach Unterstützung.
Gleichzeitig muss ich aber auch mein Kino vorbereiten (das CinemaxX am Potsdamer Platz). Wir müssen das ganze Personal briefen, die Gästebetreuer, die Jurybetreuer. Je mehr man dann wieder in diesen Briefings mit Mitarbeitern über das Festival spricht, desto mehr gestalten sich wieder die Erinnerungen, wie es im letzten Jahr war. Dann kommt langsam die Vorfreude, man erinnert sich wieder. Wenn auf einmal die ersten Gäste eintrudeln, merkt man, man ist nicht mehr hinter den Computer geklemmt, sondern man ist auf einmal Gastgeber, steht vom Schreibtisch auf und begrüßt die Gäste. Dann steigt die Euphorie und es geht los.

fGR: Hast du viel mit den Gästen zutun?

Simon: Ja, man hat zwangsläufig viel mit denen zutun, weil man sie im Kino in Empfang nimmt. Gerade weil das CinemaxX ein sehr großes Kino ist, kommen doch immer wieder die Filmgäste hierher, kommen zu den Q&As und man lernt sie auch hier kennen. Oben im Büro haben wir auch noch eine Guest Reception, wo wir die empfangen.
Maryan trifft alle Filmteams persönlich und auch da bin ich meistens dabei. Es sind immer diese kleinen Momente, wo man sich mal sieht. Manchmal kommen die Gäste auch einfach im Kino vorbei und wollen etwas vom Programm sehen.

fGR: Moderierst du hier auch manchmal?

Simon: Ich hatte gestern meine Moderationspremiere. Ich habe One&Two moderiert, hatte auch einen Jungstar dabei, Kiernan Shipka. Das war gut. Das Filmteam hat gemeint, ich würde das schon lange machen mit der Moderation, und ich wusste gar nicht, ob ich denen sagen soll „nein, das war meine erste“.
Es ist gut gelaufen und war ein schönes Gespräch, aber natürlich geht man mit Herzschlag auf die Bühne.

fGR: Würdest du das gerne öfter machen?

Simon: Ich habe kein Problem damit, da vorne zu stehen und das Team zu präsentieren, mit denen die Nervosität auf der Bühne zu teilen. Die sind ja teilweise noch nervöser als man selbst. Ich glaube, wenn man mit den anderen Moderatoren spricht, merkt man auch, dass man irgendwann gelassener wird und die Erfahrung viel ausmacht. Meine nächste Moderation wird der Generation Mix. Das ist ein Mix aus unseren Kurzfilmen, der im Rahmen der Berlinale Shorts gezeigt wird, am Sonntag um 16.00 Uhr um CinemaxX 5.

fGR: Was gefällt dir an der Berlinale am besten?

Simon: Ich glaube wirklich das Zwischenmenschliche. Es gibt immer einmal eine Situation, bei der es schnell gehen muss und wo man mal etwas härter im Ton wird, aber das nimmt einem keiner böse und es herrscht immer eine warme Atmosphäre. Man hat nie das Gefühl, dass mit einem von oben herab geredet wird, es ist wie eine große Familie. Sobald das Festival beginnt, überträgt sich das auch auf die Gäste. Ich kann da jetzt nur im Rahmen von Generation sprechen, aber die Gäste spiegeln das auch wieder. Die sagen „es war so toll“, erst gestern habe ich eine Kurzfilmerin getroffen, die dieses Jahr bei den Talents ist, und sie meinte, es sei so toll, dass sie wieder hier ist und dass wir uns wiedersehen. Sie musste so oft an dieses Festival denken und obwohl die Berlinale so groß ist und man sich ganz schön verlaufen kann und diese Anonymität irgendwo verschwindet, fühlen sich hier alle zuhause und gut umsorgt.
Das ist wie Ping-Pong - man gibt viel, man kriegt viel zurück. Das lässt einen all die Arbeit, all die langen Nächte und vielen Stunden vergessen.

fGR: Wie ist dein Tagesablauf? Gibt es einen Rhythmus oder ist es jeden Tag etwas ganz anderes?

Simon: Immer wenn man denkt, man hat seinen Rhythmus, wird man eines besseren belehrt. Es kommen auf einmal Dinge rein - per Email, per Telefon, Gäste, die auf einmal auftauchen - mit denen man nicht gerechnet hat.

fGR: Gab es einen sehr besonderen Moment für dich auf dieser Berlinale, der dich z.B. besonders berührt oder gefreut hat?

Simon: Ich muss sagen, diese Berlinale habe ich noch gar nicht wirklich verdaut. Die ist quasi noch im Verdauungsprozess. Ich kann einen vom letzten Jahr nennen. Da hatten wir einen türkischen Film bei uns, Were Dengê Min (Folge meiner Stimme) hieß der. Die Großmutter war hier. Das war eine ganz alte Frau, die kaum die Treppen herunter kam und sich auf die Bühne gestellt hat. Es war ein Riesen Team. Der Film war politisch sehr schwierig, weil es um diese kurdisch-türkischen Verhältnisse ging. Der Regisseur und wir hatten uns schon Sorgen gemacht, ob das überhaupt ein Film für Generation ist und die Kinder das verstehen. Und das war für mich ein wunderschöner Moment, als gerade die Jüngsten aufgestanden sind und applaudiert haben. Der Regisseur stand auf der Bühne und konnte es gar nicht begreifen. Der Höhepunkt war dann, als die kurdische Oma auf einmal ein traditionelles Lied auf der Bühne gesungen hat. Das war glaub ich einer der schönsten Momente - vom letzten Jahr.


Klara und ich blieben noch für ein paar Minuten, um uns weiter mit Simon zu unterhalten. Doch irgendwann rief dann doch die Pflicht und wir verabschiedeten uns von Simon, damit wir vor der Abendvorstellung noch einmal nach Hause konnten.

Meine Eindrücke und Favoriten der 65. Berlinale

Ich möchte gerne meine Erfahrungen mit euch teilen, da ich dieses Jahr das erste Mal richtig bewusst bei der Berlinale war. Es war mir eine große Freude dann auch noch gleich bei „Generation Reporter“ mitzuwirken.
Ich ging aufgeregt in den ersten Film, denn ich wusste nicht so recht, was mich erwartet. Nach „The diary of teenage girl“ war ich erstmal verwundert, weil alles so direkt gezeigt wurde. Doch genau das machte diesen Film, und auch andere, interessant. Nichts wurde versteckt.
Besonders schön finde ich an der Berlinale, dass bei den Filmen aus der Kategorie „Generation“ wenig Wert auf das Äußere der Schauspieler gelegt wird, nicht wie man es aus den Hollywoodproduktionen kennt. Natürlichkeit bei Filmen ist für mich ein wichtiger Aspekt. Mit wenigen, aber sehr wirkungsvollen Effekten schaffen diese, mich immer wieder in einen Bann zu ziehen. Am interessantesten an der Berlinale ist, wie ich finde, dass man den Regisseur und manchmal die Schauspieler sieht und live sprechen hört. Es ist sehr schön, die Fragen von dem Regisseur beantwortet zu hören. Es hilft meistens, den Film besser zu verstehen. Ein Privileg war für mich, dass ich bei den Interviews dabei sein durfte, was mir am meisten Spaß gemacht hat. Die Stimmung wurde durch die witzigen Moderatoren aufgelockert und auch in der langen Publikumsschlange zu stehen, machte mir gar nichts aus. Dort hatte ich das Gefühl, dass ich mit jedem reden könnte, weil zu diesem Zeitpunkt alle die gleichen Interessen haben. Vor allem auch nach den Filmen, ist es toll, sich mit anderen Menschen darüber zu unterhalten und dann vielleicht eine ganz andere Sichtweise zu kriegen.

Alles in allem, die Atmosphäre ist einfach super, selbst in stressigen Momenten.

Auf meinem ersten Platz aus der Sektion 14+ steht tatsächlich „Flocken“. Dieser Film hat eine unglaubliche Aussagekraft. Flocken hat mich so schockiert und gefesselt, dass er meiner Meinung nach vollkommen den gläsernen Bären verdient hat. Ich hatte das Gefühl, das die Regisseurin sich wirklich um jede Einzelheit Gedanken gemacht hat, da so viele Metaphern versteckt waren. Die Schauspieler haben perfekt zu den Charakteren gepasst. Lange Zeit schwirrte mir dieser Film noch in meinem Kopf herum. Trotzdem würde ich mir „Flocken“ nicht noch einmal angucken, auf Grund der schweren Thematik.

Am zweitbesten hat mir der Film „Cloro“ von Lamberto Sanfelice gefallen. Die Ästhetik stand dort groß geschrieben. Mit wenig Dialogen und wenig Geschichte das Publikum so zu berühren, ist auf jeden Fall eine Leistung. „Cloro“ war wunderschön anzusehen.

Als drittes kommt der sehr außergewöhnliche Film „Wonderful World End“. Das mag für manche unverständlich sein, aber ich fand diesen Film so schräg, dass ich ihn mochte. „Wonderful World End“ hat mit so einer Ironie und Absurdität gespielt, das mich das faszinierte. Die Mischung aus Ernsthaftigkeit und Witz kann man bei diesem Film unausgeglichen, aber auch genau richtig finden. Die Meinungen unterscheiden sich an diesem Punkt sehr stark, doch ich war von diesem japanischen schrägen überzeugt.

In der Kategorie K+ habe ich leider keine Filme sehen können, außer „Stella", welcher auch absolut überzeugt hat. Da stimme ich Sarahs Meinung vollständig zu.

Für mich waren diese anderthalb Wochen ein aufregendes Erlebnis!
Ich freue mich sehr auf die Berlinale 2016 und hoffe, dass sie genau so viel, wenn nicht sogar noch mehr Spaß machen wird, wie die Berlinale diese Jahr.
22.2.2015, Eva Swiderski

Akkreditierungen, lange Schlangen und tolle Filme - Ein kleines Resümee


Nachdem die Berlinale nun schon fast eine ganze Woche vorüber ist, ist es meiner Meinung nach an der Zeit, ein kleines Fazit zu ziehen.

Für uns begann diese Berlinale mit einigen Veränderungen. Zum einen als wesentlicher Faktor hatten wir endlich Akkreditierungen bekommen. Mit den Akkreditierungen hatten wir Zugang zum Hyatt und konnten dort die ganzen Vorteile nutzen, die akkreditierter Presse zuteil wird. Zum anderen konnten wir mit der Akkreditierung in jeden Film gehen, den wir uns anschauen wollten (nur nicht in die Preisverleihungen und Eröffnungen. Doch auch hierfür gab es spezielle Pressekarten, um die man sich nur rechtzeitig kümmern musste).
Leider mussten wir zu unserem Leidwesen feststellen, dass die Akkreditierungen nicht nur Vorteile boten. Wir konnten uns zwar in eine separate Schlange nur für ‚Badges’ stellen, doch wurden wir dann meist erst relativ kurz vor Filmbeginn reingelassen, sodass im Grunde das ganze Publikum vor uns rein durfte. Das war ziemlich schade, weil wir immer sehr früh da waren und dann trotzdem keine guten Plätze erhalten konnten, weil wir gezwungen waren zu warten. Dabei sollte man doch meinen, dass man mit einer Akkreditierung eigentlich ein gewisses Maß an Bevorzugung erwarten könnte.
Die zweite kleine Änderung für uns war, dass wir nun auch vermehrt anderen Leuten anboten, bei Interesse eine kleine Sonderkritik zu schreiben. Da wir auch an die Zukunft dieses Projekts denken müssen, hatten wir auch erstmalig einen Neuzugang, Eva, die uns diese Berlinale tatkräftig beim Schreiben unterstütze.
Dieses Jahr haben wir außerdem versucht, mehr Interviews schon vorab zu planen. Anfangs waren wir sehr glücklich darüber, da viele Pressevertreter sich zeitnah zurückmeldeten und auch schon früh Termine anboten. Wir mussten dann allerdings doch recht schnell feststellen, dass ein Termin noch lange kein festgemachtes Treffen ist. Viel zu häufig mussten die Interviews spontan verschoben werden, da die Schauspieler dann doch nicht konnten, bzw. weil ein Interviewtermin dann doch viel länger gedauert hatte. Tatsächlich war es fast einfacher nach einem Film direkt auf den Regisseur und die Schauspieler zu warten, da sie meistens ein wenig Zeit hatten, die sie entbehren konnten, um sich mit uns zu unterhalten.
Als wir es denn geschafft hatten, die Regisseure, Filmemacher, Schauspieler, etc. zu treffen, stellten wir wieder einmal aufs Neue fest, wie freundlich sie doch alle sind. Vielleicht liegt es an der Sektion, da die Hauptdarsteller meist so jung sind, dass die Regisseure dementsprechend gerne mit Kindern umgehen oder generell daran, dass viele der Regisseure noch ganz neu in diesem Geschäft sind und sich dann mit voller Hingabe allen Anforderungen dieses Jobs zuwenden.

Positiv überrascht war ich über das diesjährige Programm. Nahezu alle Filme waren gut bis sehr gut und es gab tatsächlich keinen Film, den ich als Totalausfall bezeichnen würde.

In diesem Jahr wollen wir nun auch noch einführen, dass jeder von uns Generation Reportern kurz seine drei Favoriten aus jeder Sektion aufzählt, damit ihr einen Überblick erhaltet, welcher Film denn in unseren Augen am besten war.

Mein absoluter Lieblingsfilm in KPlus war Stella. Der Film war echt schockierend mit einer sehr ernsten Thematik, die sehr gut umgesetzt wurde. Es war extrem berührend gemacht. Man konnte die Ausweglosigkeit gut nachvollziehen und die Dramatik der Krankheit wurde ebenfalls sehr deutlich gezeigt. Dennoch gab es auch wunderschön aufmunternde Szenen der beiden Schwestern zusammen, die den Film zu einem durch und durch guten machen.
Ich habe mich sehr gefreut, dass Stella den Gläsernen Bären gewonnen hat und ich habe ihn auch gerne noch ein weiteres Mal angesehen.
Den zweiten Platz erhält bei mir So wie ich bin (auf Englisch: You’re Ugly Too). Der ganze Film war voller Witz und dennoch ging es um eine harte Thematik. Vor allem die junge Protagonistin im Zusammenspiel mit Aidan Gillen beeindruckte mich. An dritter Stelle steht bei mir Konfetti Ernte. Ein sehr lustiger Film und dennoch wird beeindruckend genau gezeigt, wie die Mädchen in solch streng religiösen Gemeinschaften eingeschränkt werden. Doch auch die Jungen unterliegen gewissen Zwängen. Konfetti Ernte bietet unterhaltsam einen schönen Einblick in solche Lebensweisen.
Zum Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass ich Regenbogen leider nicht gesehen habe (nur falls sich einige fragen, warum ich diesen Film nicht aufgezählt habe).

Bei 14Plus ist es für mich schwieriger, einen klaren ersten und zweiten Platz auszumachen. Mich haben zwei Filme ähnlich beeindruckt. Zum einen natürlich Corbo, an den ich bereits so hohe Erwartungen hatte und dann noch Nena. Nena hat mich sehr positiv überrascht. Ich hatte zuerst meine Zweifel, ob man diese ernste Thematik so ansprechend gestalten kann, dass man den Zuschauer nicht vollkommen überfordert. Doch offensichtlich kann man das. Nena hat mich zutiefst berührt und beeindruckt. Ich würde mich freuen, wenn der Film in die Kinos kommen würde.
Am drittbesten hat mir dann tatsächlich One & Two gefallen. Eine interessante Vorstellung: Völlig abgeschieden vom Rest der Welt, nur mit deinem Geschwisterkind und deinen Eltern. Ein schrecklicher Vater, der nur durch die innige Beziehung zwischen den beiden Geschwistern zu ertragen ist. Eine Hommage an seine Schwester, meint der Regisseur. Vielleicht hat er mir auch gerade deswegen so gut gefallen, weil ich selbst eine Schwester habe und ich es immer schön finde, ein solch inniges Band zwischen Geschwistern zu sehen.

Diese Berlinale war mal wieder ein tolles Erlebnis und ich freue mich schon jetzt auf die nächste. Auf dass die 66. Berlinale genauso gut wird wie die diesjährige!
21.02.2015, Sarah Gosten

Anderthalb Wochen Berlinale – Ein kleiner Rückblick

Überall sieht man sie. Die berühmt berüchtigten Bären. Überall unterhalten sich die Menschen über die besonderen Filme, die besonderen Kinoerlebnisse, die doch so anders sind, als die, die man sich zuhause zur Unterhaltung anschaut. Es sind meistens Filme, über die man lange nachdenken muss, bevor man sie vollends versteht. Es sind Filme, die einen mitnehmen und einen für kurze Zeit in eine andere Welt versetzen.
Als Journalist muss man auf der Berlinale sehr schnell sein. Noch während des Filmes muss man sich Fragen über die Handlung und die Ästhetik überlegen, um nach der Vorführung die Regisseure und Schauspieler dazu zu interviewen, die Gespräche noch in der U-Bahn auswerten und und dann zuhause in die Tasten hacken, damit die Leser möglichst schnell diese speziellen Informationen erhalten können.
In jeder Einkaufspassage sind rote Teppiche ausgerollt und überall liegen Programmhefte aus. Die Stadt ist voll davon. Matthias Schweighöfer grüßt die U-Bahn Fahrgäste am Alexanderplatz und jeden Morgen um zehn Uhr geht es im Internet auf berlinale.de um die Wurst. Jeden Morgen um genau 10 Uhr muss man innerhalb von Sekundenbruchteilen Tickets für Filme ordern, die einen interessieren, denn die Onlinekontigente sind sehr begrenzt. Einige Filmverrückte übernachten sogar an den Kassen, um Karten zu bekommen. Berlinale-Fans sind wie im Fieber, nur um „den“ Film oder „die“ Schauspielerin zu sehen. Wie sich rbb-online.de ausdrückt: Die Stars verdrehen Berlin den Kopf.
Bevor ich mich nun endgültig für dieses Jahr von der Berlinale trenne, möchte ich noch meine Highlights bekanntgeben, die zwei Filme, die mir richtig ans Herz gewachsen sind. Cloro (14 plus) hat wahrscheinlich kaum jemand gesehen, und konnte deswegen auch schlecht Publikumsliebling werden. Er, ist sicher unspektakulär, kein Schauspieler musste z.B. das Geschlecht mehrfach wechseln, dennoch hat er mich berührt. Rainbow (Kplus) wiederum hat den Großen Preis bekommen und das gönne ich dem Regisseur Kukonoor wirklich von Herzen, denn er hat eine ganz neue Definition von Hoffnung erschaffen.
Und nun, lasst uns auf die 66. Filmfestspiele freuen, die bestimmt genauso viele Überraschungen wie die 65. parat haben werden.

16.02.15, Lucas Zemke (Gast)